Schon ein wenig seltsam: Da hält uns ein Franzose den Spiegel vor’s Gesicht, zeigt uns, was Typisch Deutsch sein soll. Genau das macht der Sternekoch Jean Claude Bourgueil in seinem Kochbuch. Aber vielleicht ist genau das der Vorteil. Denn ich habe schon viele Kochbucher zur deutschen Küche gelesen. Aber dieses hier ist anders und wurde zu Recht zum Kochbuch des Monats im Oktober 2007 gekürt.
Seit bald vierzig Jahren lebt und wirkt Jean Claude Bourgueil nun in Deutschland. Er kennt sich also aus in der deutschen Küche, hat aber als „Fremder“ sicherlich einen anderen Blick auf unsere Spezialitäten, wie wir. Und so fällt es ihm vielleicht auch leichter sie an die moderen Küche anzupassen. Der beste Beweis hierfür sind seine beiden Michelin-Sterne für sein Restaurant „Im Schiffchen“.
Wie in guten Kochbüchern zur Länderküche üblich, steht dieser eine Einleitung voran, die die Entstehung und das kulturelle Umfeld der Küche in dem jeweiligen Land beschreibt. Hier ist es nicht anders. Auch wenn es für jemanden, der das eigentlich alles kennen sollte, sehr ungewohnt zu lesen ist.
Daran schließt sich nahtlos ein umfangreicher Rezeptteil an. Da hier auf hohem Niveau gekocht wird, muss ich wohl nicht erwähnen. Die meisten der typisch deutschen Rezepte sind dabei deutlich modifiziert worden. Werft mal kurz einen Blick auf den Titel des Buches. Was könnte hier wohl abgebildet sein? Für alle, die es nicht erkannt haben: Das ist eine Schwarzwälder Kirschtorte. Bei mir sieht die ewtas
anders aus. Dazwischen sind aber auch immer wieder originale Rezepte der deutschen Küche eingestreut.
Ebenfalls zwischen den Rezepten eingebettet, gibt es lesenswerte Hintergründe. Beispielsweise eine „persönliche Liebeserklärung an den deutschen Wein“ oder wissenswertes über deutsche Würste.
Die Rezepte selbst sind natürlich so vielseitig wie die typisch deutsche Küche. Das gilt sowohl für die Rezepte selbst wie auch für die Präsentation derselben. Alle zeigen sie farbenfrohe Abbildungen der Gerichten, manche auch einzelner Zutaten und Detailansichten. Die Rezepte haben Platz zum Beeindrucken. Meistens zwei, manchmal auch vier Seiten. So kommen die formatfüllenden Fotos besonders gut zur Geltung. Dazu kommen einfache Zutatenlisten – nichts, was man nicht auch im guten Lebensmittelhandel als Endverbrauche beziehen kann. Dazu kommen Zubereitungsanweisungen, die man auch als nichtprofessioneller Koch durchaus gut nachvollziehen kann. Sicherlich schwanken die Schwierigkeitsgrade gewaltig. Aber im Gegensatz zu anderen Büchern von Sterneköchen, lädt dieses Buch nicht zum Staunen sondern zum Nachkochen ein.
Und auch von der Aufmachung her spielt dieses Buch in der ersten Liga mit. Absolut professionelle und ansprechende Fotos sind dabei nur ein Teil der gelungen Optik. Auch der Textsatz und das Zusammenspiel zwischen Fotos uns Texten ist gut aufeinander abgestimmt.
Fazit:
Typisch deutsche Küche modern und zum Nachkochen inspirierend umgesetzt. Völlig zu Recht als Kochbuch des Monats ausgezeichnet.
Übersicht:
Titel: Typisch Deutsch
Autor(en): Jean Claude Bourgueil
Verlag: Edition Fackelträger
ISBN: 978-3-7716-4338-6
Bezugsquelle:
Hinweis: Diese Rezension entstand dank eines Rezensionsexemplares, welches mir der Verlag überlassen hat.